In einem Land, lange vor unserer Zeit lebte einst eine Elefantenherde in der Sabingeti.
Die Sabingeti war ein weit gezogener Landstrich in dem es sowohl blühende Wälder und tiefblaue Seen als auch öde Steppen mit wenig Vegetation gab.
Die Elefantenherde wanderte im Laufe eines Jahres alle Gegenden ab um ja keine Veränderung zu übersehen.
Leittier dieser Herde war ein ausgewachsener Bulle, der zwar reich an Erfahrungen aber aufgrund seiner unfreundlichen Art und fehlendem Gefühl für seine Mitelefanten nicht besonders beliebt war. Er traf die Entscheidungen für die Herde meist allein und teilte seine Beweggründe auch keinem Anderen mit. Dieser Leitbulle hatte die Angewohnheit je nach Gemütsverfassung 1 oder 2 Tiere aus dem Rudel zu bevorzugen. Sie durften dann mit ihm an seinem Wasserloch trinken oder er teilte sein Mahl mit ihnen.
Bis jetzt war es noch nie vorgekommen, dass sich die Herde in Gefahr befand, aber einige der Herdenangehörigen machten sich ernsthafte Gedanken ob er auch in schwierigen Situationen richtig für Alle entscheiden konnte. In geheimen kleinen Treffen hatten einige schon darüber diskutiert, warum gerade seine Entscheidungen ohne Mitspracherecht durchgeführt wurden. Sicher, er war in die Familie der Führungstiere hinein geboren, aber die Herde war nicht so groß als das man nicht gemeinsam Ziele setzen konnte.
Eines Tages, die Tiere befanden sich gerade in dem Teil des Landes der wenig Wasser und noch weniger Nahrung führte, passierte es. Schon von weitem konnte man den aufwirbelnden Staub vieler Elefanten sehen, die Anzahl der entgegenkommenden Tiere wurde auf 1000-2000 geschätzt. Der Leitbulle blieb wie versteinert stehen und traute seinen Augen nicht, die Anderen hinter ihm, tuschelten ganz leise. „Wie sollen wir uns verhalten?“, „Wird dieses große Rudel uns vorbeiziehen lassen?“, „Ist genügend Nahrung für beide Herden in dieser Landschaft?“
Nun das Leittier wies seine Herde an, an dem jetzigen Ort zu verweilen, er jedoch machte sich auf den Weg den Anderen entgegen zu trotten.
Bei der fremden Herde angelangt, stellte sich der Bulle vor und verlangte ebenfalls nach dem Leittier. Eine große mächtige Elefantenkuh trat aus der Menge hervor und begrüßte ihn. Sie fragte nach seinem Begehr und er antwortete „ Wir möchten diesen Landstrich durchqueren und da wir nur eine kleine Herde sind, möchten wir uns Euch anschließen!“ Die Elefantenkuh wollte die Anzahl der Tiere wissen und er antwortete nur knapp „20“.
Zu Ausgleich für den Schutz in einer großen Herde verlangte das weibliche Leittier aber, man möge alle Elefanten der kleinen Herde, die unter 2 Jahre alt waren, nach dem Durchqueren dieses öden Landstreifens in der großen Herde lassen. Sollte dies vom Bullen angenommen werden, würde dem Vorhaben nichts mehr im Wege stehen.
Der Bulle überlegte nicht lange und willigte ein. Er dachte keinen Moment darüber nach, daß sich seine Herde nicht nur durch den Verlust der Jungtiere verringern würde, nein sie würde sich auch dadurch selbst ausrotten, da Elefantenbullen nur im Alter von 1 bis 2 Jahren zeugungsfähig waren. Zur dieser Zeit befanden sich gerade mal 2 trächtige Kühe in seiner Herde, die ihren Nachwuchs erst in 10 Monaten erwarteten. Sollte dieser Nachwuchs nicht männlich sein so würde die Herde aussterben.
In dem Glauben der Herde eine gute Nachricht zu bringen, trottete er ihr entgegen und teilte ihnen sein Abkommen mit der Elefantenkuh mit.
Eines der weiblichen Mitglieder der Herde, sie war eine entfernte Cousine und dadurch durfte sie etwas deutlicher werden, erhob ihre Stimme und teilte ihre Bedenken bezüglich des Aussterbens des eigenen Rudels mit. Die wurde zwar vom Bullen mit schillernden Ausschmückungen und Hinweisen auf derzeitige schlechte Lage abgetan, brachte aber so manches anderes Mitglied zum Nachdenken.
Noch bevor die große Herde, angeführt durch die mächtige Elefantenkuh, die kleine Herde erreichte, wurde darüber abgestimmt ob man diese Vereinbarung halten sollte oder nicht. Ganz knapp wurde die Entscheidung des Bullen abgelehnt und er hatte die peinliche Aufgabe, dies der fremden Herde mitzuteilen.
Kaum hatte er sein Nein zu der Vereinbarung vorgebracht, wurde die Elefantenkuh bitter böse und begann wild zu trompeten. Nichts konnte sich beruhigen, es trat ihr Schaum aus dem Maul und ihre Augen liefen rot an. Durch diese Gebärden aber hatte die Kuh den wahren Grund der Vereinbarung unfreiwillig preisgegeben.
Jeder Elefant weiß nämlich, daß ein Weibchen nur Schaum vor dem Mund und rote Augen bekommt, wenn sie unfruchtbar ist. Wenn schon die Leitkuh keinen Nachwuchs gebären kann dann sicherlich auch kein anderes weibliches Mitglied ihrer Herde. Sie wollte nur das die Anderen sich ihrer Herde anschlossen um nicht auszusterben und hatte die Hoffnung, dass sich unter den Jungtieren der kleinen Herde gesunde Weibchen befinden die wiederum mit den männlichen Tieren der eigenen Herde die Paarung vollziehen können und dadurch der Fortbestand der Herde gesichert würde.
Geläutert durch diesen Vorfall, sollte man meinen, wäre der Leitbulle jetzt dazu bereit endlich die Entscheidungen mit Allen zu besprechen, aber nein, so wie damals und leider auch heute noch vereinzelt bleiben manche Bullen nur DUMME MÄNNCHEN.