... oder die Sache von dem sich trennen können.
Eigentlich ist das Bild zu diesem Text eine bunte, fröhliche, liebevolle Ansammlung von Dingen die ich mal wieder nicht entsorgen kann. Jeder der darauf abgebildeten Gegenstände hat auch eine Geschichte.
Ja ich weiß es klingt verrückt aber sogar die Magneten die die Erinnerungen festhalten sind mir vertraut.
Da ist die Postkarte mit Sigmund Freud - als Erinnerung an den Besuch im Freud-Museum bei einer langen Nacht der Museen und meinem ersten Erwachsenenbuch das ich mit 14 gelesen habe "Der Seele dunkle Pfade" , da ist die Verpackung einer Eskimo-Eis-Packung mit meinem Eisrezept, mit dem ich einen Preis gewonnen habe, da blitzt meine wertvollste Medaille aus meiner aktiven Sportlerinnen-Zeit hervor, da ist die Postkarte mit der Gsellmann Weltmaschine, da sind 2 Sprüchekarten einer lieben Freundin usw..
Also könnte man annehmen ich sei eine "Sammlerin" - bin ich auch, aber auf der anderen Seite kann ich mich unheimlich schnell auch von Dingen trennen. Nur diese Kleinigkeiten haben es mir angetan.
Ich habe de facto wenige Menschen, mit denen ich mich an meine Kindheit - Jugend - junges Erwachsenenalter gemeinsam erinnern kann. Nicht einmal viele Schulfreunde sind in meinem Umfeld um über die Schulzeit gemeinsam Erinnerungen auszutauschen. Ich habe also bereits mit 17 ungefähr angefangen, kleine feine, leicht transportierbare Gegenstände anzuhäufen um mich zu erinnern. Nicht diese "wow großes Ereignis" erinnern, eher an den Alltag, an unaufgeregte Begebenheiten.
Gerne würde ich ab und an mit Jemanden aus dieser Zeit zusammensitzen und den Satz mit " Kannst du dich noch erinnern, damals als...." beginnen und dann Ereignisse wiedergeben, ah und oh und jössas darauf antworten und einfach nur darin schwelgen.
Deswegen dieser Nippes rund um mich.
Es hilft mir auch anderes zu verarbeiten. Wie zb. dass das Grab meines Vaters aufgelöst wurde. Keine Rückfrage ob nicht ich es weiterführen wollen würde, einfach weg. Für mich dabei auch etwas befremdlich aber wirtschaftlich wohl sehr verständlich, dass sein Grabstein weiterverkauft wurde. Natürlich ökonomisch nachvollziehbar - der Stein und die Grabplatte waren sehr teuer und wenn daran noch Interesse besteht warum nicht. Ansonsten würde es der Friedhofsverwaltung zugute kommen, die würde wohl nichts anders machen als ebenfalls verkaufen, aber dennoch für mich eigenartig und so schwer zu verstehen.
Oder nun die hoffentlich finale Besprechung beim Notar betreffend der Verlassenschaft der Großmutter. Vor 1,5 Jahre ist ihr Tod nun bereits gewesen, ihr Begräbnis ich weiß nicht wann es war. Mehr als ein Jahr ist die Information alt, dass sämtliche mit ihr auch in den letzten 20 Jahren in Kontakt stehenden Personen, darauf verzichten die Verlassenschaft zu regeln und somit auch die Verantwortung für eine geregelte Auflassung ihrer Habseligkeiten ablehnen. Fein wie die Herrschaften zu Lebzeiten gemeinsam über mich geurteilt und sich gegen mich verbündet haben und gegen Ende nur abgecasht hatten was das Zeug hält und die Drecksarbeit mir überlassen.
Fairerweise muss ich sagen - auch ich hätte die Möglichkeit gehabt alles abzulehnen aber ich habe den Gedanken nicht ausgehalten, dass da ein Mensch stirbt und trotz Hinterbliebener müsse bzw. kann der Staat die letzten Auslösungen ohne Information an leibliche Verwandte durchführen. Böse Zungen könnten meinen ich würde mit einem Erbe rechnen - oh nein, mir wurde schon beim ersten Termin ausgerichtet, ich solle auf nix hoffen, es ist alles weg. Ich habe mich trotzdem für die Sicherheitsvariante entschieden - bedingt anzunehmen um zumindest zu erfahren was passiert.
Selbst diese ganzen Tätigkeiten durchzuführen wäre mir frei gestanden, aber ich hätte niemals in diese Wohnung zurückkehren können noch Gegenstände angreifen die diese alte Frau noch am Schluß in ihrer Nähe gehabt hat. Da sitzt der Stachel viel zu tief, auch wenn ich mit meiner Entscheidung, mit diesem Teil der Familie endgültig seit mehr als 20 Jahren nicht mehr in Kontakt zu treten, sehr gut gelebt habe und auch weiterhin lebe.
Deswegen der Nippes wie Magneten in Elefantenform, oder Kärtchen von Freunden die schon zig Jahre am Buckel haben. Weil diese Erinnerungen Vorfälle kleiner und unwichtiger machen, die zur "dunklen Seite" gehören.
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