Im Jahr 2020 liest und sieht man überall Aufforderungen bzw. Wünsche dass dieses Jahr doch wirklich rasch vorüber gehen möge, damit wir wieder durchstarten können. Weil 2020 das Corona-Jahr ist, trotzdem es bereits 2019 begonnen hat (siehe auch die Bezeichnung CoVid19)
Nachdem mich diese Wünsche nun bereits seit einigen Monaten begleiten, habe ich mehrmals schon darüber nachgedacht ob es das "schlechte" Jahr überhaupt gibt? Wie wir vielleicht im Laufe unseres Lebens gelernt haben, ist es meist nur unsere Erinnerung die uns dabei austrickst, weil komplett negative Zeiten gibt es nicht - so meine ich.
Deswegen habe ich darüber nachgedacht ob ich in meinem Leben ein echt mieses, durch und durch schlechtes Jahr hatte!!! Relativ rasch bin ich bei dieser Überlegung auf das Jahr 1998 gekommen.
Das ist das Jahr in dem mein Vater starb. Mein Vater war zum Zeitpunkt seines Todes 54 Jahre alt und davor de facto kaum krank. Er hat Jahre davor aufgehört zu trinken, er hat seinen Zigarettenkonsum auf 5-7 Stück am Tag begrenzt, war bereits seit mehreren Jahren wieder normalgewichtig, hatte einen Job, hat viel im Garten gearbeitet und versucht das Leben nicht in Permanenthektik und Stress zu leben sondern auch mal zu geniessen. Und trotzdem ist er 14 Tage nach seinem 54 Geburtstag abends zusammengebrochen und kaum 2 Stunden später wurde er im Spital für tot erklärt. Aortariss und Aus!!!
Ich weiß mein Vater hat davor einige Wochen über Beschwerden im Bereich des oberen Magens geklagt - er führte es auf einen alten Zwerchfellbruch zurück. Das Fatale daran - am Tag seines Todes ( er starb um zirka 1 Uhr nachts) hätte er deswegen einen Termin beim Arzt gehabt.
Also könnte ich jetzt sagen - 1998 ein verdammt schlechtes Jahr, aber ich muss fair und aufrichtig sein. Trotzdem ich sehr lange gebraucht habe den Tod meines Vaters zu verkraften, war es auch das Jahr in dem ich meine berufsbegleitende Ausbildung nach vielen Mühen und 3 langen Jahren abgeschlossen habe. 14 Tage nach dem Tod meines Papas habe ich die erste von 2 großen schriftlichen Prüfungen positiv absolviert und danach 5 weitere Mündliche. Okay eine davon musste ich nach den Sommerferien wiederholen aber hey - es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen und beim 2ten Mal war ich sowas von gut.
Und dieses 1998 war auch das Jahr meines ersten Einzelerfolges in Bowling. 2,5 Monate nach Papa´s Tod habe ich mich durch meine guten Spielergebnisse in die Round Robin der besten 10 Wiener Bowlingspielerinnen katapultiert. In der Round Robin selbst bin ich als Erstplatzierte in das Step Ladder Finale gekommen. Im Finale gegen die Siegerin des Spieles Zweite gegen Dritte habe ich dann noch einen Krimi geliefert.
Meine Gegnerin war eine sehr erfahrene und gute Spielerin, die auch ansonsten ausgezeichnet mit dem Druck und dem Publikum im Rücken umgehen konnte. Ich habe also das erste von 2 Spielen doch sehr deutlich versemmelt.
170 zu 202 - 32 Pins in letzten Spiel aufholen - ich hatte mir da wenig Chancen ausgerechnet, meine Anhänger*innen im Publikum waren ähnlicher Meinung, haben mich aber dennoch weiter angefeuert.
Im Match 2 dann war es mir egal - ich habe mein Bestes gegeben, habe meine wunden Finger nach 11 Spielen ( 1 Spiel war zum Aufwärmen) noch einmal in die Löcher gequetscht, die Zähne zusammen gebissen, auf die superschöne Haltung gepfiffen und mich nur auf das Spiel konzentriert.
Mit 214 zu 147 habe ich nicht nur die 32 Pins aus dem vorherigen Spiel aufgeholt - ich habe noch dazu sehr sehr deutlich gezeigt, dass ich in diesem Finale nicht umsonst die ganze Zeit das Feld angeführt habe.
Wie man meinen Zeilen vielleicht entnehmen kann, bin ich auch noch heute wenn ich mich wieder daran erinnere und nicht nur an die negativen Zeiten denke, sehr stolz darauf.
1998 war auch das Jahr in dem ich meinen lieben Hans als Kollegen und Freund kennen gelernt habe. Es hat zwar zum endgültigen fixen Zusammenkommen bis 2014 gedauert, aber 1998 im September wurde der Grundstein für diese Beziehung gelegt.
Warum halte ich das gerade jetzt fest?? Ganz einfach weil auch 2020 Seiten hat, die sehr positiv in Erinnerung bleiben werden und sollen! Es ist das Jahr in dem ich gemerkt habe wie gut ich im HO funktioniere. Es ist das Jahr in dem ich von einer sehr lieben Bekannten mit ihren Worten so stark berührt wurde sodaß sich sogar meine Sicht auf mich damit leicht verändert hat - zum Positiven eh klar ;)
Es ist aber auch das Jahr in welchem mich so manche Menschen kontaktiert haben, von denen ich der Meinung war ich bin eher nicht wichtig für sie oder lästiges Anhängsel meines Mannes.
Mein Cousin hat mich zur Familien-WhatsApp-Gruppe zugefügt
Meine Schwiegermutter hat mich bereits vermehrt angerufen
Meine Tante zeigt mir auf ihre ganz eigene Art, dass sie mich gerne hat.
Meine Kollegin schätzt meinen Rat und sagt mir das auch
uvm.
Ja ich könnte auch die weniger schönen Dinge aufzählen, die gibt es neben Corona auch noch, aber pfeif der Hund drauf, heute will ich mich dankbar, vertraut und positiv fühlen.
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