Schon als kleines Kind fühlte ich mich irgendwie anders. Ich versuche es zu beschreiben:
Meine jüngeren Schwestern haben gefühlt viel leichter Anschluß zu Anderen gefunden wie ich. Irgendwie habe ich mich zwar ganz gerne mit Anderen getroffen, aber zu einer vertieften Freundschaft ist es kaum gekommen.
Mit zirka 7 Jahren hatten meine Schwestern und ich eine gemeinsame Freundin aus der Wohnhausanlage. Sie hieß ebenfalls Sabine - mit Sabine war es auch immer sehr lustig, wir haben gemeinsam Gummi hüpfen gespielt oder Völkerball usw. aber ich hatte niemals das Gefühl sie wäre meine beste Freundin.
Als Mama starb ist auch der Kontakt relativ rasch abgebrochen, erstens durften wir nicht mehr sooft zum Spielen raus und dann sind wir in ein Internat gekommen. Aber bereits davor beim Wechsel von der Volksschule in die Hauptschule waren die gemeinsamen Stunden schon rar, Sabine kam in den B-Zug und fand dort relativ rasch andere Freundinnen, ich habe im ersten Jahr kaum Anschluß gefunden, im Jänner dann der Tod von Mama, danach war es sowieso eigenartig.
Also wir sind dann im folgenden Schuljahr ins Internat und damit auch in eine andere Schule gekommen.
Selbst der Kontakt zu Cousine und Cousin wurde weniger, haben uns doch Vater und Großeltern von Tante und Cousinen inkl. Großeltern mütterlicherseits etwas fern gehalten. Ich weiß den Grund nicht wirklich, aber es war halt so.
Zu meiner Tante inkl. Cousin und Cousine habe ich erst vor wenigen Jahren wieder Kontakt. Dank meiner lieben Cousine Brigitte, die einfach den Kontakt aufgenommen hat und mich anrief. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, gibt es mir doch nach so vielen Jahren das Gefühl, auch eine kleine Familie zu haben.
Warum schreibe ich das von wegen "wieder Familie zu haben" - nun meine Schwestern und ich hatten zwar gemeinsam vieles durchgemacht, aber auch sie haben mich, zuerst in kleinen Schritten, danach komplett, aus ihrem Leben verbannt.
Im Internat und dann gemeinsam bei der Stiefmutter, waren wir noch ein Trio, das gut zusammengehalten hat. Danach kam ich zu den Großeltern die Beiden in ein Heim. Sogar während dieser Zeit waren wir noch miteinander vertraut - auch wenn MIR die Schuld gegeben wurde, dass sie im Heim gelandet sind.
Am Bild oben Sylvie vor zirka 25 Jahren. Sie hat es mir selbst geschickt - eines der letzten Erinnerungen die ich an sie habe.
Mit dem Schulwechsel habe ich ein Mädchen aus meiner Klasse gekennen gelernt - Andrea. Sie wohnte schräg vis a vis meiner Großeltern mütterlicherseits. Andrea war "eine wilde Henn" - sie wusste wo am Mühlwasser Parties gefeiert wurden, wusste um die Jungs in der Gegend Bescheid, hat geraucht, gelegentlich eine Joint inhaliert, naja und Alkohol war auch im Spiel.
Das war wohl auch der Grund, warum weder Oma noch mein Vater den Umgang mit ihr gerne gesehen haben. Ich habe Andrea trotzdem getroffen, meine Schwestern hatten sich mit ihren jüngeren Schwestern angefreundet. Bis auf die manchmal nicht ganz legalen Aktivitäten war es eine aufregende, schöne Zeit.
Andrea hat direkt nach der Schule zu arbeiten begonnen, ich weiß nicht warum sie kein 9.Schuljahr machen musste. Ich bin in die Handelsschule und damit ist der Kontakt zu ihr auch loser geworden. Andrea hatte relativ rasch eine neue Freundin und ich neben der Schule und dem laufenden Baby sitten für die Tochter meiner Stiefschwester eh nicht mehr viel Zeit. Außerdem durften wir nicht viel fort.
Mein Vater meinte dann, ich solle mit der Schule aufhören und hat mir einen Job gesucht. Dort war ein anderes in etwa gleichaltriges Mädchen. Ulli so hieß sie, kam aus einem guten Elternhaus und wir haben uns angefreundet.
Mit Ulli habe ich einige nette Erlebnisse gehabt, aber als ich einen von ihr nur als "Freund" bezeichneten jungen Mann gedatet habe, kam es zum Bruch.
Ulli war mit diesem Mann niemals davor und auch nicht danach zusammen, aber es war ihr nicht Recht dass ich mit ihm ausgehe.
Sie war jedoch danach so nett zu mir, mir den ihr angebotenen Job in einem Theater zu vermitteln, weil sie zu dem Zeitpunkt bereits schwanger war.
Im Theater traf ich auf Maria. Ich war in der Buchhaltung, Maria im Lohnbüro tätig. Wir hatten keine innige Freundschaft, aber Maria und ich haben noch heute die aktuellen Telefonnummern voneinander, schreiben uns zu Weihnachten und Maria war auch die Person, die mir vor 8 Jahren spontan Geld geborgt hätte, weil ich es damals brauchte.
Was ich die ganze Zeit aber nicht erwähnt hatte ist, ich hatte seit meinem 11 Lebensjahr eine manchmal intensive, oft eine sehr lose Freundschaft zu einem Burschen, später Mann.
Er und ich waren gut 35 Jahre befreundet, bis er mir wegen meines damaligen Partners die Freundschaft aufgekündigt hatte. Wir hatten dann zwar vor einigen Jahren wieder kurz Kontakt, aber ich denke das ist vorbei. Wir haben uns aus diversen Gründen einfach komplett auseinander gelebt.
Ich hatte zwischenzeitlich eine Freundschaft zu seiner Ex-Frau aufgebaut, diese ging aber ebenfalls aufgrund unterschiedlicher Lebenseinstellungen in die Brüche.
Aus meiner Zeit mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen, habe ich auch ein paar Bekanntschaften mitgenommen. Eine davon dauert nur schon, mit einer kurzen Unterbrechung, bereits 15 Jahre. Das spannende an dieser Bekanntschaft ist, dass die betreffende Person erst im Laufe der Jahre vertrauter und freundschaftlicher wurde. Ich empfinde diese Entwicklung als sehr anregend.
Eine andere ist erst vor 6 Jahren so richtig in Fahrt gekommen. Hier hatten wir auch schon unsere Differenzen, aber sie ist mir so wichtig und wie ich denke, ich ihr auch, sodass ich sagen kann " wir schaffen auch Hindernisse zu überwinden, weil wir uns mögen".
Warum ich das niederschreibe? Nun ja zuerst einmal hat mir FB eine Erinnerung aus 2015 gezeigt. Auf diesem Bild bin ich und weitere 4 Damen - zu keiner der am Bild abgebildeten Personen habe ich heute mehr Kontakt.
Eine der Damen hat mir mit einer wirklich fadenscheinigen Ausrede deutlich gemacht, ich würde nicht lustig genug sein um weiter in ihr Leben zu passen. Eigentlich hat sie versucht sich mit einer, sagen wir mal (Not)Lüge herauszureden, aber egal. Mir wurde vorgehalten, weil ich 2018 mehrere Wochen am Stück krank war und bereits davor gesundheitlich angeschlagen, ich wäre zu negativ, ich wäre zu fade usw.
Für ernsthafte Unterhaltungen, politische Diskussionen etc. war ich immer gut genug, nur feiern und Spaß haben - das dann doch lieber mit Anderen.
Die anderen Damen waren entweder mir ihr befreundet und hatten deswegen dann wenig Interesse an meiner Person bzw. werde ich von einer noch an Geburts- und Feiertagen via WhatsApp kontaktiert. Aber das hat sich schon weit davor abgezeichnet, hatte die Dame doch bei jedem Anruf den ich getätigt hatte, kaum Zeit, war immer im Stress usw.
Nachdem dieser harte Bruch zu fast Allen ziemlich gleichzeitig stattgefunden hatte, musste ich eine zeitlang daran arbeiten.
Heute mit Abstand betrachtet, war es wohl das Beste so. Ich wollte einfach auf biegen und brechen dazugehören. Habe teilweise vorgegaukelt meine Interessen würden sich mit denen der Anderen decken. Das ging auf Dauer einfach nicht gut, irgendwann saß ich dann nach einem Schmusi-Busi-Kinofilm dort und man hat mir die Langweile angesehen.
Auch konnte und kann ich bei "Frauenthemen" wenig beitragen. Ich habe kaum Ahnung von Mode, weiß nichts über die Royals oder über Stars, mein Musikgeschmack ist ein anderer und ob die XY sich bei einem Mann täuscht oder nicht, interessiert mich wenig.
Mich interessieren tagesaktuelle Themen, ich möchte mich nicht gegen das Negative in der Welt verschließen, ich bin der Meinung egal wie alt ich bin, ich kann immer etwas Neues lernen und möchte das auch.
Außerdem erwarte ich mir von einer echten Freundin, dass sie auch unangenehme Dinge anspricht, mich auf meine Fehler hinweist, dass wir uns in die Haare kriegen können, fast schon streiten um uns dann wieder zu versöhnen.
Aber das war nicht so - ich hatte ein bestimmtes Problem gehabt und das bereits seit einiger Zeit, ich wurde darauf niemals angesprochen, es wurde einfach totgeschwiegen weil es hätte ja unangehm werden können.
Erst eine sehr lose Bekannte hat mich in einer sehr uncharmanten aber direkten Art danach gefragt. Ich habe ihr gesagt was Sache ist, sie hat mir kühl und klar geantwortet, hat auch gefragt ob sie dabei helfen soll und hat mich mit folgenden Worten angespornt " ändere dich, sonst verändert es dich, niemand kann dir dabei helfen wenn du nicht bereit dazu bist".
Das hätte ich mir von einer Freundin gewünscht.
Eine liebe Freundin hat seit einiger Zeit Probleme mit sich selbst. Sie dreht rundherum an Schräubchen ohne das eigentliche Problem zu berühren. Wobei - ich muss zugeben, ich kann ihr Problem nur erahnen, weil sie es nicht wünscht konkret nachzufragen, das habe ich schon herausgefunden. Jedenfalls ich bin einfach da - es war anfänglich zwar schwer wenn einem gesagt wird "du ich schaffe es nicht mich mit dir zu treffen" aber ich habe mich damit auseinander gesetzt. Ich glaube nicht, dass sie mich nicht schafft sondern sie war in einer Blase aus der sie nicht rauskonnte.
Bei einem unserer letzten Treffen ist es aus ihr herausgeplatzt und ich glaube es war gut für sie. Ich habe bei diesem Treffen einmal ganz kurz etwas zu Hartes erwidert, sie hat mir mit klaren Worten erklärt, sowas packt sie im Moment nicht und es war okay für mich. In diesem Augenblick habe ich mich als ihre Freundin gefühlt.
Und es hat mich stolz gemacht - weil so sehe ich echte Freunde - auch in den dunklen Stunden sind sie da und wenn sie etwas nicht gleich verstehen, dann spricht man darüber. Und dann kann man auch die schönen Erlebnisse, die sonnigen Zeiten miteinander teilen.
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