Diesen Satz höre ich nun gefühlt bereits mein ganzes Leben lang. Bereits in jüngeren Jahren war mir die Aussage klar, aber es fühlte sich nicht richtig an. Nicht richtig für Jeden.
Was meine ich damit?
Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ich bin die Älteste von 3 Kindern. Mein Vater wollte nicht, dass meine Mutter arbeiten ging. Zur Erinnerung, bis 1975 durften Frauen nur mit der Zustimmung ihres Vaters oder Ehemannes arbeiten gehen.
Mein Vater hatte in meiner Kindheit einen längeren Zeitraum keinen Job. Ich weiß nicht ob er keinen fand oder ob er nicht wollte. Jedenfalls ging es uns finanziell nicht besonders gut. Ich erinnere mich an Besuche bei unseren Großeltern, die einen Garten hatten. Meine Mama ist oft mit selbst angebauten Obst und Gemüse unserer Großeltern heimgekommen. Ich denke, dass hat uns manchmal über die Tage gebracht.
Als meine Mutter 1977 verstarb, hatte es mein Vater sicherlich nicht leicht. Zu dem Zeitpunkt war er gerade mal 32 Jahre alt. Er hat sich sicherlich bemüht uns über die Runden zu bringen. Seine Mutter, meine Großmutter und ihr 2.Ehemann haben ihn dabei unterstützt. Meine Großmutter war aber selbst erst 51 Jahre alt, sie und ihr Mann waren noch nicht allzu lange verheiratet, mussten sich um seine Tochter kümmern, die nur wenige Jahre älter war als ich.
Also wir hatten es finanziell nicht besonders rosig. Das war auch entscheidend für die weiterführende Schulwahl. Mein Vater wollte es offensichtlich nicht, dass ich anstatt eines verpflichtenden 9. Schuljahres in die 5jährige Handelsakademie gehe. Zu lange wäre der Zeitraum fürs „durchfüttern“ gewesen.
Wenn man dann als junge Erwachsene ohne finanziellen Background ins Leben startet, ist es deutlich schwieriger, Geld anzusparen um sich etwas leisten zu können. Dieser Umstand führte nicht nur bei mir zu Hürden, aus dieser Lager herauszukommen.
Siehe schon mal die Chancen eine weiterführende Schulausbildung zu machen.
Ich habe mir darüber schon viele Gedanken gemacht – weniger begüterte Menschen haben es deutlich schwieriger, etwas anzusparen.
Warum? Hier meine Überlegungen:
Wenn ich heute beispielsweise eine Waschmaschine anschaffen möchte, dann werde ich auf Energieverbrauch und Haltbarkeit achten. Dies bedeutet im
Normalfall, dass das Gerät in der Anschaffung teurer ausfällt als „billig hergestellte Energiefresser“.
Jemand der wenig Geld zur Verfügung hat, wird entweder zum billigeren Gerät greifen, um dieses wahrscheinlich deutlich früher als das Hochwertigere wieder austauschen zu müssen, oder schafft sich ein teureres Gerät an und stottert dies mit verzinsten Ratenzahlungen ab. In beiden Fällen ist der Einkommensschwächere dem finanziell Bessergestellten im Nachteil. Entweder es muss öfters ein neues Gerät nachgekauft werden, oder durch die Verzinsung wird dafür mehr bezahlt.
Oder wie oben bei mir der Fall – eine länger dauernde schulische Ausbildung ist dann vielleicht nicht möglich. Beispielsweise hat es Hans bis zum Beginn eines Studiums geschafft, aber arbeiten und studieren war einfach zu viel. Er erzählte mir, er hätte bereits durch den Besuch einer Hauptschule und keiner beispielsweise Mittelschule Lücken gehabt, die er im Studium mit Job nicht mehr schließen konnte.
Wenn man nun einen finanziell ärmeren Menschen sagt „ Geld ist nicht alles“ dann klingt das in meinen Ohren wie Hohn oder im milderen Fall wie Unwissenheit.
Wenn der Gedanke an Geld das Leben bestimmt, weil man haushalten muss um für Essen, für Kleidung, für Gerätschaften etc. ausreichend zur Verfügung zu haben, dann ist Geld fast alles.
Natürlich sind Gesundheit und ein liebevolles Umfeld gleichermaßen wichtig, aber gerade Gesundheit benötigt ebenfalls Geld. Geld für gute Ernährung, Geld für diverse medizinische Leistungen, für den Erhalt der Bewegung usw. (zb. Fahrrad)
Geld ist nicht alles – stimmt, aber ich sollte mindestens so viel davon haben, um meine Grundbedürfnisse ohne größere Ängste stemmen zu können.
Ein Jeder der heute davon spricht, dass alles andere wichtiger im Leben ist, der hat es wohl zumindest finanziell halbwegs geschafft.
Noch etwas, aber eigentlich nur als Randnote:
Ich habe festgestellt, dass Menschen denen es in der Kindheit finanziell nicht so gut ging, immer irgendwo einen Teil davon in sich weitertragen. Diese Sorge wieder ohne ein wenig Rücklagen dazustehen. Ich hab das auch – ich brauche Sicherheiten.
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